Seit einigen Jahren ist Nagellack sowohl in Deutschland als auch international einer DER Umsatztreiber der Beauty-Branche. Während der Umsatz in anderen Kosmetikbereichen teilweise gesunken ist, steigen die Lack-Verkaufszahlen unaufhaltsam. Proportional zur Nachfrage wird das Angebot an nagelneuen Farben jede Saison größer. Inzwischen haben manche Firmen über 100 verschiedene Lackfarben im Angebot und 4 bis 6 saisonale Farbwechsel im Jahr sind keine Seltenheit mehr.
Internationale Luxuslabel gehörten zu den ersten, die durch ungewöhnliche Farbneuschöpfungen die Nägel zu echten Hinguckern und die Farben zu Must-haves machten. Bereits in den 90er-Jahren sorgte das auffällige Dunkelrot „Rouge Noir“ für einen neuen Farbboom. Doch erst als 2009 Models mit schlammfarbenen Nägeln auf den Laufsteg geschickt wurden, entstand einer wahrer Hype, der bis heute andauert. „Greige“ war der nächste erfolgreiche „Nichtfarbton“, von dem die Käuferinnen nicht die Finger lassen konnten – inzwischen gibt es so gut wie jede erdenkliche Farbe auf dem Beauty-Markt. Ob Pastell, knallig, neonfarben, mit Glitzerpartikeln, Metallic-Effekten oder im Crackling-Look: Die Kreativität kennt keine Grenzen. Durch Nail-Art-Sticker können Nägel zudem ganz individuell mit Schleifchen, Blumen oder auch Totenköpfen designt und per Social Media dann auch im Nu Fotos der neuen Maniküre verbreitet werden – das heizt den Hype weiter an. Die Zeiten, in denen die modebewusste Frau dezente Farben, höchstens einmal ein klassisches Rot, trug, sind endgültig vorbei.
Der Nagellack-Markt boomt
Allein durch Nagellack wurde 2012 laut der Website wwd.com in den USA ein Umsatz von 768 Mio. USD erzielt, 11% mehr als 2011. Laut einer Umfrage besitzen 33% der Frauen mindestens
25 Nagellackfläschchen. Überall auf der Welt wurden 2012 zweistellige Wachstumsraten verzeichnet, allen voran in Lateinamerika (30%); insgesamt wuchs der globale Markt laut dem Marktforschungsunternehmen Kline um 25%. OPI nimmt dabei mit fast 20% die weltweite Führungsposition ein. Gleichzeitig zeigt sich ein anderer Trend: Laut einer neuen Studie des Nails Magazine kamen amerikanische Nagelstudios im Jahr 2012 zwar auf einen Umsatz von 7,3 Mrd. USD, doch seit der Wirtschaftskrise zeigt sich, dass schönheitsbewusste Amerikanerinnen angesichts ihres kleineren Beauty-Budgets zunehmend alternative Mittel und Wege suchen, um sich weiterhin an perfekt manikürten Nägel zu freuen. Mit Do-it-yourself-Kits haben sie das Kosmetikstudio deshalb einfach zu sich nach Hause verlegt.
Das hält: Gel-Maniküre
Nagellack ist eines der technisch schwierigsten Produkte der dekorativen Kosmetik. Der Lack muss beim Auftragen gleichmäßig deckend sein, er darf nicht zu schnell dickflüssig werden und beim
Auftragen „streifig“ aussehen. Damit er nicht zu schnell eintrocknet, muss die Flasche perfekt schließen. Ebenso darf sich der Lack in der Flasche nicht in Klar- und Farblack trennen oder sich
Glanz- oder Glitzerpartikel absetzen. Am wichtigsten ist jedoch die Haltbarkeit auf dem Nagel. Für Frauen, die sich die Zeit genommen haben, ihre Nägel zu lackieren und trocknen zu lassen, ist es sehr unbefriedigend, wenn der Lack schon nach kürzester Zeit abblättert oder an den Spitzen schnell Abnutzungserscheinungen aufweist. Unterwegs kann man nicht, wie beim Lippenstift, einfach schnell eine neue Schicht auftragen. Ständiges Nagellack entfernen und erneutes Lackieren kosten Zeit und strapazieren die Nägel zusätzlich, weshalb sich viele Frauen mit der nächsten Maniküre Zeit lassen.
Neben den Kunstharzgelen, mit denen man sich im Nagelstudio die Nägel verlängern lassen konnte, gibt es heute Gel-Nagellack – eine echte Innovation. Er vereint die Eigenschaften des Gels für eine künstliche Nagelverlängerung und farblichen Nagellack. Vor dem Auftragen wird die Nagelsubstanz aufgeraut, der Lack anschließend unter UV-Licht gehärtet. Im Nagelstudio ist diese Prozedur zeitaufwändiger als herkömmliches Lackieren, doch nach der UV-Behandlung ist die Farbe auf jeden Fall gehärtet – und das Ergebnis kann sich wochenlang sehen lassen. Gel-Lacke halten ca. 14 Tage ohne abzublättern! In den USA schwören inzwischen 68% auf eine Gel-Maniküre oder einen GelÜberlack, um die Farbe länger zu erhalten. 87% der Amerikanerinnen legen ihre Hände fürs Nagel-Finish in eine UV-Maschine. Laut Kline wuchs der Markt für Gelprodukte 2012 um fast 30%. Ursprünglichen waren Gel-Maniküren nur in professionellen Nagelstudios durchführbar, inzwischen springen aber auch Kosmetik-Hersteller auf den Zug auf und bieten Möglichkeiten zur Gel-Maniküre für zu Hause an. Der Do-it-yourself-Gedanke steht klar im Vordergrund, um Zeit und Geld zu sparen.
Wunschfarbe im Kopf? Einfach selbst mixen!
Taubenblau, Cyanblau, Lilablassblau… Auch wenn es inzwischen jede erdenkliche Farbschattierung für die Nägel zu geben scheint, hat man doch manchmal eine bestimmte Farbe im Kopf, die im
Beautyregal aber nicht auffindbar ist. Manchmal fehlt nur ein leichter Grünstich oder etwas mehr Weiß, dann wäre der Lack perfekt! Diese Lücke will jetzt ein Schweizer Unternehmen füllen: Es hat eine Maschine entwickelt, die jede Nagellackfarbe mischen kann. Die Erfindung steht inzwischen kurz vor der Markteinführung und soll sowohl für den professionellen Kosmetikbereich als auch für den Home-Use erhältlich sein. Das Konzept klingt beinahe zu gut, um wahr zu sein: Entweder das gewünschte Mischverhältnis wird direkt eingegeben oder die gewünschte Farbe mit dem Smartphone abgescannt und an das Gerät übermittelt, das daraufhin aus Grundlacken und Farbpigmenten einen Nagellack des gleichen Farbtons zusammenmischt. Genau das knallige Lila, das man in einer Anzeige gesehen hat oder der Grauton, der exakt zum neuen Blazer passt – mit dieser Erfindung scheint das alles möglich zu werden. Der fertig gemischte Lack wäre so ein echtes Unikat!
Nageltrends und kein Ende
Die Kosmetik-Geschichte zeigt: Selbst in Zeiten der Rezession gönnten sich Frauen bis jetzt wenigstens ab und zu einen neuen Lippenstift. Dessen Platz hat inzwischen der Nagellack eingenommen: Eine auffällige Farbe kann ein ganzes Outfit aufpeppen! Ein Ende des Nagellack-Booms ist also weiterhin nicht in Sicht – und die erfinderischen Kosmetikunternehmen werden uns auch in den nächsten Jahren zuverlässig mit ausgefallenen Farbkreationen, neuen Maniküre-Trends und innovativen Geräten für den Home-Use überraschen.
Text und Bilder: beautypress.de